Kolbermoor, 17. September; zweiter Termin einer Informationsveranstaltung der Stadt Kolbermoor zum Bau einer Feuerbestattungsanlage am neuen Friedhof. Gleicher Ort, gleiches Thema, fast gleiche Anwesende. Aber ein viel ruhigerer und professionellerer Umgang miteinander. Die Veranstaltung war gut strukturiert und zu Beginn sehr informativ, im weiteren Verlauf vor allem interessant.

Informativ waren die Modalitäten zum Ablauf des Ratsbegehrens, berichtet durch Herrn Kloo. Es wurde eindeutig und verständlich erklärt, wann die Bürger die Wahlunterlagen erhalten (dies ist in der Zwischenzeit bereits erfolgt), wie sich die Wahlbezirke gestalten und dass Briefwahl möglich ist. Jeder soll wirklich diese Möglichkeit der gelebten Basisdemokratie wahrnehmen und am 20. Oktober wählen!

Danach begann der vornehmlich interessante Teil der Veranstaltung.

Interessant ist, dass der Krematoriumsbetreiber ausschließlich fossile Brennstoffe als Energieträger verwendet. Man kann zu der derzeit stattfindenden Diskussion zur Energiewende stehen wie man will, aber dass abertausende Menschen auf die Straßen gehen und sich gegen die Verschwendung fossiler Energieträger einsetzen und ein Umdenken fordern, ist ein eindeutiges Zeichen. Und wenn jemand – egal ob Privatmann, Unternehmer oder Politiker – etwas ändern will, muss er bei dem anfangen, was er selber in der Hand hat. Auch wenn es nur ein vermeintlich kleiner Beitrag ist. Unsere Stadt gliedert sich somit nicht in die Reihe der Gemeinden ein, die eine Vorreiterrolle einnehmen wollen. Immerhin soll die aus der Verbrennung vorhandene überschüssige Wärme an die Stadt abgeben werden. Es ist interessant, dass die dafür notwendige Infrastruktur anscheinend vorhanden ist.

Interessant ist auch, dass ein Krematorium in der Umgebung als genauso wichtig erachtet wird wie ein Krankenhaus – das „gehöre zur Daseinsfürsorge“. Ein Krankenhaus in der Nähe kann bekanntlich Leben retten. Ist also wirklich wichtig. Aber ein Krematorium? Der Vergleich ist schon etwas makaber.

Ebenfalls interessant ist, dass dem Betreiber vollkommen unbekannt ist, dass durch die Kremation von Verstorbenen radioaktive Strahlung in die Umgebung freigesetzt wird, wenn die Verstorbenen vor ihrem Tod aufgrund von Krebserkrankungen einer Strahlenbehandlung unterzogen wurden. Der Betreiber hörte davon auf dieser Veranstaltung zum ersten Mal – obwohl aktuelle Fälle in Fachkreisen derzeit diskutiert werden (ein Krematorium in den Niederlanden musste wegen Strahlenbelastung gesperrt werden) und diese Informationen frei im Internet abrufbar sind. Weiterhin interessant ist, dass dem Betreiber anscheinend behördlich untersagt wurde, seine bestehende Anlage in Traunstein als Referenzanlage zu bewerben. Dies wurde auf der Veranstaltung aus dem Publikum so berichtet, ist dem Betreiber nach eigener Aussage aber vollkommen unbekannt. Interessant dabei ist, dass der Begriff „Referenzanlage“ in der ersten Veranstaltung in gefühlt jedem zweiten Satz vom Betreiber erwähnt wurde – in dieser Veranstaltung jedoch kein einziges mal. Unwissenheit kann ja bekanntlich ein Segen sein – für verantwortungsbewusstes Handeln und Glaubwürdigkeit ist sie aber eher ungeeignet.

Ich bin froh, dass ich die zweite Informationsveranstaltung besucht habe. Ich hatte zwar gehofft, den leider in der ersten Informationsveranstaltung entstandenen negativen Eindruck beseitigen zu können. Dort wurde hauptsächlich taktiert und ausgewichen. Aber leider scheinen einige Leute nicht aus ihrer Haut zu können und einfach offen und ehrlich zu sein: natürlich ist eine solche Anlage auf einem technisch sehr hohen Stand und die allermeisten Schadstoffe werden zurückgehalten. Natürlich wird der Betreiber diese Anlage nach Vorschrift betreiben. Aber trotzdem wird eine solche Anlage eine weitere Umweltbelastung in Kolbermoor verursachen. Und es gibt keine vernünftigen Gründe, die dies rechtfertigen.