Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative ein voller Erfolg!

Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative ein voller Erfolg!

Großes Interesse der Bürgerschaft prägte die Informationsveranstaltung zur Thematik eines Krematoriums der Bürgerinitiative am 13.09.2019 im Mareissaal. Gut 300 Besucher konnten von den Sprechern der BIK, Herrn Klaus Zirngast und Robert Gerhard König, trotz besten Biergartenwetters und der großen Konkurrenz durch das letzte Wiesn-Wochenende in Rosenheim begrüßt werden.

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Von den persönlich eingeladenen Bürgermeistern und Stadträten haben lediglich der 1. Und 2. Bürgermeister abgesagt. Trotzdem waren die Stadtratsreihen gering besetzt, was ein Bürger bei seiner Wortmeldung als „beschämend“ bezeichnete. Positiv hervorzuheben jedoch war die Anwesenheit von Stadträtin Andrea Rosner und Stadtrat Sebastian Daxeder, die auch auf Fragen der Bürger Rede und Antwort standen.

Mit dem weithin anerkannten Experten für Friedhofskultur Dipl.-Ing. Andreas Morgenroth aus Hamburg sowie mit dem Umweltexperten Herrn Markus Raschke aus München konnten zwei ausgesprochene Fachleute für umfassende Informationen gewonnen werden. Der professionelle Moderator Thomas Brinkmann führte kurzweilig und angenehm sachlich durch den Abend.

Herr Raschke zeigte anschaulich auf, dass beim derzeit stattfindenden Klimawandel mit seinen verheerenden und weltweit für den Mensch existentiellen Auswirkungen unnötiger CO2-Ausstoss verhindert werden muss: „Ich finde es nicht mehr zeitgemäß, Krematorien zu errichten, die etwas verbrennen, das zu 70 Prozent aus Wasser besteht und weiteres CO2 in die Luft blasen.“

Herr Morgenroth ging auch auf die städtebaulichen und landschaftsplanerischen Aspekte ein. Auf dem bestehenden, kleinen, aber wunderschön angelegten Friedhof mit seinen besonderen und ökologisch bedeutsamen Anpflanzungen ist der avisierte Standort unabhängig von der grundsätzlichen Sinnlosigkeit ungeeignet: „Etwa 30 % der vorhandenen Fläche sollen überplant und größtenteils versiegelt werden. Das wäre ein erheblicher Eingriff in das Stadtbild und speziell den Friedhof. Eine schöne Grünanlage mit einem Industriebetrieb zu verschandeln, das geht nicht. Das ist absolut außerhalb der Verhältnismäßigkeit! Das Krematorium ist für Kolbermoor überdimensioniert, für den Friedhof überdimensioniert und würde nicht in das Klimaschutzleitbild der Stadt Kolbermoor passen!“

Andreas Morgenroth verwies in seiner Rede auch ganz besonders darauf, dass Abgase eines Krematoriums auch gesundheitsgefährdende Schwermetalle wie Quecksilber, Chrom, Nickel und auch radioaktive Rückstände ausstoßen können.

Gerade Radioaktivität – auf die man bei Leichenverbrennungen erst in den letzten beiden Jahren u.a. durch Vorfälle in den USA und den Niederlanden besonders aufmerksam wurde – nimmt deswegen zu, da bei der Krebsbehandlung von Patienten immer mehr Radiologie eingesetzt wird. Herr Morgenroth kommt damit zu dem Schluss, dass die Luft um Krematorien deshalb mehr mit Strahlung belastet sein könnte als woanders.

Ebenso wurde auch auf die Problematik mit den Aschen hingewiesen, welche insbesondere mit Chrom belastet sind: „Bei den derzeit ca. 540.000 Verbrennungen jährlich fallen ca. 1.600 Tonnen Asche an, von denen ca. 1.400 Tonnen beigesetzt werden.“ Der Rest müsse dann gesondert fachgerecht entsorgt werden.

Die in Kolbermoor geplante Anlage könnte 7.000 Verbrennungen im Jahr leisten; Herr Morgenroth fragt hier nach: „Wird das wirklich dann nur Wasserdampf sein, was da oben rauskommt?“.

Herr Morgenroth plädierte für die klassische Erdbestattung: „Die Natur erledigt den Abbau von Leichen im Boden seit jeher ganz alleine. Wir brauchen also keine Krematorien mit ihren zusätzlichen Emissionen.“

Herr Morgenroth ging ebenfalls auf die Frage nach dem Bedarf von Krematorien ein: „In NRW leben 18 Millionen Einwohner; dort gibt es 20 Krematorien. In Bayern mit lediglich 13 Millionen Einwohnern stehen 22 Krematorien gegenüber.“ Er könne sich das u.a. mit dem sogenannten Leichenimport erklären: Aus den anderen Bundesländern könnten Leichen zunehmend in die bayerischen Krematorien zur Verbrennung gefahren werden, da in Bayern die 2. Leichenschau unüblich ist. „In jedem anderen Bundesland kommt vor der Einäscherung noch einmal ein Gerichtsmediziner und überprüft die Todesursache.“ Eine Einäscherung in Bayern wäre damit günstiger. Durch die Einführung einer geplanten Aufwertung der 2. Leichenschau ab 2020 könnte dieser Effekt weiter zunehmen.

Nicht nur deshalb erscheint es, dass die Kapazitäten der bestehenden bayerischen Krematorien noch lange ihre Kapazitätsgrenzen nicht erreicht haben. Möglicherweise spekuliert auch der Investor in Kolbermoor auf ein Geschäft aus dem möglicherweise aus oben genannten Gründen steigenden Leichentourismus nach Bayern.

Die anwesenden Fachleute beantworteten im Anschluss an ihre Vorträge die vielen Fragen der anwesenden und sehr interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Der als Zuschauer anwesende Altbürgermeister Ludwig Reimeier konnte die Frage eines Bürgers beantworten, der nachfragte, ob es nicht bereits in der Vergangenheit Anfragen nach der Ansiedlung eines Krematoriums gab. In den 1990er Jahren sei in der Stadtverwaltung eine solche Anfrage eingegangen. Er habe sich informiert und die Anfrage mit seinen Amtsleitern besprochen. Nachdem sich die Ansiedlung eines Krematoriums in Kolbermoor bereits auf dieser Ebene als klar abzulehnen erwiesen hat und nicht zur Stadt passe, wurde das Ansinnen ohne Wenn und Aber abgelehnt.

Robert Gerhard König von der Bürgerinitiative ergänzte abschließend, dass es völlig unverständlich ist, wenn der Bürgermeister in einem Artikel der letzten Wochen mitteilt, dass möglicherweise die Friedhofsgebühren steigen könnten, wenn man kein Krematorium bauen würde. Rücksprachen mit Kämmerern anderer Kommunen bestätigen seinen Eindruck, dass man hier nur Angst insbesondere bei finanziell klammen Rentnern erzeugen möchte. Die wenigsten Kommunen in Deutschland dürften einen zu 100% aus Friedhofsgebühren gedeckten Aufwand haben und verwies u.a. auf die nicht ansatzfähigen „Kosten“ des Friedhofswesens, insbesondere auf den Wert des öffentlichen Interesses und die üblicherweise genutzten politischen Unterdeckungen. Ein kommunaler Haushalt müsse jedoch insgesamt ausgeglichen sein. Besonders wurde noch darauf hingewiesen, dass es in den Krematorien in Südbayern, insbesondere München, und Salzburg, keine Wartezeiten gibt: „Das spricht dafür, dass diese nicht an ihren Kapazitätsgrenzen sind“.

Die Sprecher der Bürgerinitiative verabschiedeten alle Anwesenden sehr herzlich und bedankten sich bei den Fachleuten für ihre sehr informativen Vorträge und bei den Bürgerinnen und Bürger für das große Interesse. Sehr gerne mögen sich diese bei der Informationsveranstaltung der Stadt Kolbermoor auch noch deren Informationen anhören und sich dann ein abschließendes Bild machen.